Nach einem beunruhigenden analytischen Bericht des US-Heimatschutzministeriums Homeland Security sollen russische Hacker seit Jahren die Stromnetze der USA im Visier haben. Hunderte US-Stromversorger sollen bereits von den Hackern angegriffen worden sein, schreibt das Wall Street Journal. Nach dem Bericht hätten die Angreifer mit nur einem Knopfdruck landesweit Stromausfälle auslösen können. Welche Stromanbieter zu den Zielen der Hacker gehörten, darüber nannte Homeland Security keine Details.
Russische Hacker verantwortlich?
Wer hinter den Angriffen auf die US-Stromnetze steckt konnte das US-Heimatschutzministerium genau steckt, konnten die Experten nicht ermitteln. Im März gab die Trump-Regierung Russland öffentlich die Schuld daran, für die Hackerangriffe auf die Stromnetze verantwortlich zu sein. Die russische Regierung widersprach dieser Vermutung deutlich.
Die Hacker-Gruppe soll unter den Namen „Dragonfly“ bzw. „Energetic Bar“ aktiv sein und ihre Angriffe im März 2016 begonnen haben. Wie das Wall Street Journal berichtete, seien die Angreifer nicht direkt in das Intranet der Energieversorger gelangt. Im Vorfeld wären sie in die abgeschlossenen, doch nur schwach gesicherten Netzwerke von Drittfirmen eingedrungen und hätten dafür Phishing-Mails verwendet.
Bei Phishing-Mails handelt es sich um E-Mails, die gefälschte Links enthalten und die Empfänger dazu verleiten sollen, eine gefakte Webseite zur Eingabe ihrer sensiblen Daten zu besuchen.
Hacker analysierten Netzwerke und Betriebsabläufe
Von den Hackern wurden nach der Infiltration die Netzwerke der Stromanbieter und die Betriebsabläufe analysiert. Bei den Netzwerken überprüften die Angreifer die Konfiguration.
Bisher kam weder zu Stromausfällen noch zu Betriebsstörungen. Nach Einschätzung von Fachleuten könnten die Hacker sich auf ein derartiges Szenario vorbereiten und früher oder später ausführen. Die Angreifer würden sich dafür jetzt in Stellung bringen.
Was würde bei einem landesweiten Stromausfall passieren?
Wenn die bis heute nicht eindeutig identifizierten Hacker den Schalter umlegen würden, käme es in den gesamten USA zu gravierenden Stromausfällen. Das US-Stromnetz gilt als veraltet und erfordert eine umfassende Modernisierung. Als Achillesverse unserer modernen Zivilisation ist die Stromversorgung bei möglichen Hackerangriffen besonders gefährdet.
Die Folgen eines landesweiten Stromausfalls wären verheerend für die Bürger, Unternehmen, Industrie, Landwirtschaft und Staat. Die Gesellschaft würde zusammen und Chaos ausbrechen.
Im Jahr 2003 kam es Mitte August zu einem flächendeckenden Stromausfall in acht US-Bundesstaaten, der durch eine Pannenserie ausgelöst wurde. Rund 50 Millionen Menschen saßen als Folge stundenlang in der Dunkelheit.
Ein Generator bei einem Energieversorger hatte eine Panne und löste eine Kettenreaktion im Stromnetz aus. Das Unternehmen hätte den Ermittlern zufolge vergessen, die Bäume entlang von drei Fernleitungen zurückzuschneiden. Die Stromleitungen kamen mit den Bäumen in Kontakt und resultierte in einen Kurzschluss.
Sicherheit der US-Stromnetze
Das Stromnetz der USA besteht mit Stand 2017 aus über 7000 Kraftwerken, 55000 Umspannwerken, 257000 Kilometern Hochspannungsleitungen und Millionen Kilometern Niederspannungsleitungen. Eingebunden ist das Netz in drei Verbundnetze, die Interconnections genannt werden. Von 66 Regionalzonenbetreibern und 3000 Energieversorgern wird das Stromnetz betrieben.
Seine Größe macht das US-Stromnetz leicht angreifbar, weil hier einige Schwachstellen liegen und es nur mit hohen technischen wie finanziellen Aufwand effizient vor Angreifern geschützt werden kann. Der GRID Act, ein Gesetz, welches dem Präsidenten erlaubt, bei einer unmittelbaren Bedrohung des Stromnetzes Notfallmaßnahmen einzuleiten, befindet sich seit Jahren im Schwebezustand.
In Zukunft könnten Hacker das US-Stromnetz tatsächlich außer Gefecht setzen und in den USA für Panik sorgen. Dieses Chaos könnten die Angreifer zur Umsetzung ihrer Ziele, wie eine Invasion oder der Infiltration wichtiger Standorte nutzen.
Zur Zeit erscheint ein solches erschreckendes Szenario eher unwahrscheinlich, weil sich US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin wieder angenähert haben.
Video zum Thema Stromausfall
https://www.youtube.com/watch?v=VNghaBCLbk0
Beitragsbild: @ depositphotos.com / Mactrunk
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