Die Spratly-Inseln im südchinesischen Meer sind vom chinesischen Militär mit Raketen ausgestattet worden. Nach einem CNBC-Bericht soll China im April Marschflugkörper mit über 500 Kilometern Reichweite und Mittelstreckenraketen mit 300 Kilometern Reichweite stationiert haben. Die Regierung habe außerdem Ausrüstung in die Region transportiert, die den Funkverkehr stören kann. Wenn der Bericht der Wahrheit entsprechen sollte, könnte dies den Dauerstreit um die Spratly-Inseln verschärfen.
Umstrittene Spratly-Inseln
Seit einigen Jahren herrscht ein Dauerstreit um Gebietsansprüche im südchinesischen Meer, weil mehrere Länder die Region wegen ihrer hohen Rohstoffvorkommen für sich in Anspruch nehmen. Relevante Transportrouten für Schiffe verlaufen hier. Von China werden rund 80 Prozent des Gebiets beansprucht.
Der internationale Schiedsgerichtshof erklärte Chinas Ansprüche vor zwei Jahren für ungültig, doch bislang wurde das Urteil von der chinesischen Regierung nicht anerkannt.
Zur Zeit liegen China und die USA im Clinch bei Handelsfragen. Nach Ansicht des US-Präsidenten Donald Trump sei das Land ein unfairer Handelspartner und unterstellte ihm auch den Diebstahl geistigen Eigentums. Die US-Regierung hatte vor kurzem für Stahl und Aluminium aus China mit Strafzöllen belegt, was zu einer Verschärfung des Streits führte.
Zwischen den zwei Kontrahenten konnten mittlerweile durch Delegationen gewisse Kompromisse geschlossen werden und sich bei strittigen Fragen bezüglich des Handels annähern. Der amtierende US-Finanzminister Mnuchin arbeitet seit einer Weile daran, einen Handelskrieg mit der aufstrebenden Wirtschaftsnation zu vermeiden.
USA drohen mit Konsequenzen
Wie die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, am Donnerstag gegenüber Journalisten verlautbarte, sei man sich der Militarisierung durch das Militär Chinas sehr bewusst und habe Bedenken ausgesprochen. Sie warnte vor kurzfristigen und langfristigen Folgen, ohne Details zu nennen.
Am Mittwoch hatte CNBC über die Stationierung von Raketensystemen berichtet, die auf Inseln in dem umstrittenen Gebiet installiert worden seien. Die Raketen dienten der Abwehr von Flugzeugen und maritimen Oberwasserfahrzeugen. Auf den Atollen Subi, Mischief und Fiery Cross seien die Marschflugskörper im Verlauf des April errichtet worden.
Nach Angaben von Chinas Außenminister sind die Spratly-Inseln ganz klar im Hoheitsbereich. Die Verteidigungsanlagen seien der nationalen Sicherheit gewidmet und nicht für Angriffszwecke auf andere Länder gedacht. Wie Ministeriumssprecherin Hua Chunying sagte, bestehe quasi für Niemanden eine Furcht, so lange sich keiner aggressiv verhält.
Gegenteiliger Meinung ist Pentagon-Sprecherin Dana White und verwies darauf, dass China nicht feindlich gesinnt sein kann oder sollte. Der internationale Schiffsverkehr solle in keinem Fall negativ beeinflusst werden und diesem Umstand dürfte sich China bewusst sein.
Dschibuti-Zwischenfall
Die Pentagon-Sprecherin verwies auf den Dschibuti-Zwischenfall, bei dem US-Piloten auf einem Militärstützpunkt das Ziel von Lasern gewesen seien. Zwei Piloten hätten dabei Augenverletzungen davon getragen.
Peking erhielt als Konsequenz eine Beschwerde von offizieller Stelle durch die US-Regierung. Die Vorfälle bezeichnete White als sehr ernst. Vom chinesischen Militär wird im Umfeld der US-Basis auch ein Stützpunkt betrieben.
Nach bisherigen Versicherungen der Chinesen sollten die Spratly-Inseln nicht militärisch aufgerüstet werden. In der Zwischenzeit herrscht vor allem bei Australien eine gewisse Sorge, dass genau das Gegenteil der Fall sein könnte.
Seit einer Weile errichtet China in der Region um die Spratly-Inseln künstliche Inseln, um darauf Flugplätze und Häfen einzurichten. Laut dem Vorwurf der USA gegenüber den Chinesen, soll es sich bei den Anlagen um Einrichtungen für militärische Zwecke wie Radaranlagen, Bunker und Geschützstationen handeln.
Was sind die Spratly-Inseln?
Das Gebiet um die Spratly-Inseln umfasst 3,5 Millionen Quadratkilometern an Fläche, von dem China mit 80 Prozent den Großteil für sich beansprucht. Der Wert der durch das südchinesische Meer transportierten Handelsgüter liegt bei umgerechnet rund 4,2 Billionen Euro im Jahr.
Bei einer militärischen Konfrontation beider Länder würde keiner siegen, da die Streitkräfte der USA und Chinas bis auf ein paar Ausnahmen fast ebenbürtig sind. Eine kriegerische Auseinandersetzung droht zum aktuellen Zeitpunkt nicht und würde auch gegen die Interessen der Länder entsprechen. Der weltweite Handel würde bei einem Krieg über kurz oder lang zum Erliegen kommen und könnte eine schwere Rezession zur Folge haben.
Video zum Thema
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